kennen waren. Sie merkte längst, daß diese
wirre Fahrt lediglich den Zweck hatte, sie irre
zu führen. Man traute ihr nicht, trotz des
Ehrenwortes, das sie der Comtesse gegeben
hatte. Nach weiteren zehn Minuten fuhren sie
über einen Platz, der nach dem Standbild, das
Hilde flüchtig sah, zu urteilen, der Place Clichy
sein mußte. Dann war dies die Avenue St.
Quen und jetzt in einer scharfen Kurve rechts
hinein — Rue Leibnitz las Hilde an einem
brunnenähnlichen Bauwerk, auf das von den
Leuchtkörpern des Bahnhofs her ein matter
Lichtschein fiel. Abermals wandte das Auto-
mobil rechts um und raste über einen kurzen
Damm, unter dem schwer und lärmend die
Lokomotive eines Eisenbahnzuges stampfte.
Dann ging es in eine Gasse, die kaum die
Breite des Automobils faßte. Die Bremse wurde
mit einem gewaltigen Rucke angezogen und
der Wagen hielt.
„Sehen Sie zur Erde!“ gebot die Komtesse,
als Hilde ausstieg; dann nahm sie sie unter
den Arm und ging mit ihr einen schmalen
„Impasse“ entlang — so las es Hilde, als sie den
Fuß aus dem Wagen setzte: als sie weiter
lesen wollte, traf sie der Ruf der Comtesse, —
Monique, oder so ähnlich mochte es heißen.
Vor einem zweistöckigen Hause sagte sie
leise:
„Hier ist’s“, und blieb stehen; zog einen
kleinen Schlüssel aus der Tasche, der eher auf
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