Zuckungen, in die ein Unglücklicher unter ent-
setzlichen Qualen aus Schmerz über die Un-
reinheit seiner Seele verfiel, ließ Tausende, die
es mit ansahen, in den gleichen Zustand ver-
fallen, in dem sie sich ohne Schlaf und Nahrung
bis zu drei Tagen herumsielten.‘“
„Damit pflichten Sie mir eher bei, als daß Sie
etwas gegen mich beweisen. Gerade in Ihrem
Falle, Vicomtesse, haben die Geistlichen, zu
denen die Leute flüchteten, mit aller Bestimmt-
heit den Einfluß des Teufels angenommen.“
„Gewiß,“ sagte Przybyszewski, „und die so
schon Besessenen noch verrückter gemacht.
Aber schon die Epidemie in Morzine aus dem
Jahre 1861, über die Professor Peterson be-
richtet, sieht ganz anders aus. ‚Es fing mit hy-
sterischen Anfällen eines einzelnen jungen
Mädchens an. Diese traten auf entweder, wenn
sie allein, oder auch, wenn sie mit Alters-
genossinnen zusammen war. Der Anblick dieser
Krampfanfälle war für die empfänglichen Indi-
viduen so ergreifend, daß einzelne derselben
angesteckt wurden. Nun fing man an, davon
zu reden, daß nicht alles mit rechten Dingen
zugehe, daß Hexerei und Besessenheit mit im
Spiele seien. Dann nahmen die Priester die
Sache in die Hand und begannen mit den von
der katholischen Kirche vorgeschriebenen feier-
lichen Exorcismen. Aber dadurch wurde das
Übel nur ärger; immer mehr wurden von der
Krankheit ergriffen und man wurde erst
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