in seinen früheren Werken ‚L’intruse‘, ‚Prin-
cesse Malleine‘, ‚Pelleas und Melisande‘ fertig-
brachte, — jemand, der nicht bei jeder Regung,
ehe er ihr folgt, erst ein Kolloquium mit seinem
Verstande pflegt und dann statt einer impul-
siven Gefühlsäußerung einen mit dem Gehirn
geschlossenen Kompromiß zutage fördert —,
solch ein Mensch, meine ich, wäre zu
wünschen; aber ob diesen Wünschen jemals
die Erfüllung folgt, wage ich zu bezweifeln.“
Die Comtesse nahm ihre Hand. „Sie bleiben
also in Paris, schöne Frau?“
„Ja, ich denke. Paris oder doch in der Nähe.“
„Sie werden mich besuchen?“
„Mit Vergnügen, Comtesse.‘“
„Ich werde mich Ihres Kummers annehmen.
Glauben Sie’s mir, besser als der Herr Abbe,
der so viel, Vernunft beibringt, daß er sogar
die Hexenprozesse aus ihrer Mystik heraushebt
und sie in das Gebiet des Verstandes weist.‘
„Ich habe Ihnen Feuchterslebens Lektüre der
ärztlichen Seelenheilkunde empfohlen, Com-
tesse; aber Sie haben es zurückgewiesen‘, er-
widerte der Abbe. „Sie wären sonst den Be-
griffen der epidemischen Psychopathie, die
auch imitatorische Epidemie genannt wird,
tiefer nachgegangen.“
„Er hat recht,“ fiel die Vicomtesse ein;
„denken Sie nur an die psychische Tanz-
epidemie aus dem Jahre 1ı212, die uns
Hecker geschildert hat: Tausende junger
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