Hilde wehrte nicht eben mit besonderem
Nachdruck ab. Sie reizte es ungeheuer, tiefer
in diese Welt zu blicken, der ihr Erleben sie
so nahe brachte. Und ohne Schüchternheit und
Befangenheit (die nur natürlich gewesen wäre
in einer Situation wie dieser, die mit allem,
was sie sonst gewohnt war, brach) nahm sie an.
Die Zofe, die noch immer vor der leeren Cham-
pagnerflasche saß, ermunterte sie durch Mokka
und Gebäck. Dem Chauffeur ließ sie Essen
bringen. Dann folgte sie der Einladung der
Dame, die eben mit einem alten Herrn an sie
herantrat, der sich als ihr Gatte, der Comte
Baillot, vorstellte. Der reichte ihr den Arm und
geleitete sie an eine kleine Tafel, die reich
mit Blumen geschmückt am Ende eines kleinen
Saales aufgestellt war.
Vier Plätze am Tische waren noch nicht be-
setzt, und Hilde kam der Gedanke: wenn nun
dieser Abbe einer von ihnen ist? Sie stellte
fest, daß diese Möglichkeit sie nicht mehr be-
unruhigte. Die ganze Atmosphäre, die Art, in
der man ihr begegnete, hatten sie in die Vor-
stellung versetzt, daß nach dem, was sie er-
lebt hatte, Furchtbares nicht mehr zu erleben
war; jedenfalls nichts, wovor sie sich zu
fürchten brauchte. So empfand sie denn die
Ereignisse dieses Abends wie eine reizvolle
Sensation. Und den Reiz erhöhte das Außer-
gewöhnliche des Vorgangs. Daß eine unbe-
wußte Assoziation der Gedanken von Beginn
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