das liberale Bürgertum die Seele abgeschafft hat
und alle ihre Offenbarungen als Blödsinn, Hum-
bug oder Pathologie erklärt, nicht mehr ver-
standen und daher nur um so gefährlicher wird.
Rops hat, wie keiner vor ihm, keiner nach ihm,
die Seele dieses Weibes erkannt. Vor ihm die
Diabologen Bodinus — Sinistari — Del Rio.
Nach ihm und mit ihm: Baudelaire, Huysmans,
Vigelland, Ola Hansson, Peerzesmycki, Karä-
sek, Krains. Vor allem aber Stanislaus Przybys-
zewski, der das Buch der Seele und damit das
Buch der Bücher, sein De Profundis, ge-
schrieben hat.
Dies mein Vortrag über den Teufel, aus dem
mir die Zensur alles Satanische heraus-
gestrichen hat.“
Man klatschte; er machte eine Verbeugung
und verschwand. Eine elegante Dame trat vor
und lud die „Membres de Messe basse en ca-
chette“ in den Nebensaal, wo das Liebeskonzil
von Oskar Panizza zur Aufführung kam.
„Madame sind befriedigt von dem Vortrag ?“
fragte eine ältere Dame zu Hilde gewandt.
„Gewiß; denn was er sagte, ist wahr, und ich
bewundere den Mut, mit dem er ausgesprochen
hat, was Tausende mit ihm empfinden. Aber
er hätte uns dann auch sagen müssen, wie wir
uns zu verhalten haben. Was er da vorgetragen
hat, ist Geschichte, aber keine Religion.“
„Sehen Sie, das finde ich auch. Diesen Men-
Schen fehlt das letzte: der Mut zur Tat. Diese
443