nisse und eines inneren Verhältnisses ein sach-
liches Urteil abgegeben; man vermag Gutes
selten von Besserem zu unterscheiden und ist
daher in erster Linie mit daran schuld, wenn auf
allen Gebieten künstlerischen Schaffens heute
die Größe des Erfolges durchaus kein Maßstab
für die Güte eines Kunstwerkes ist. Denn wie
man’s in der Jägerstraße anstimmt, so tönt’s in
hundert westlichen Familien wider, die zwar
nicht heilig sprechen und verdammen können,
die aber doch zu den wenigen gehören, die in
den Kunstausstellungen kaufen und in einem
weiten Bogen um jede Leihbibliothek herum-
gehen.
Man verfährt bei der Aufnahme — wenigstens
in der Praxis — hier nach anderen Gesichts-
punkten als beim Klub der Aristokraten in der
Schadowstraße., Setzt in der Jägerstraße die
Aufnahme auch ein gewisses Niveau der Fa-
milie und gute Finanzen voraus, die in der
Schadowstraße leicht durch ein lückenloses
Pedigree ersetzt werden, so prüft man selbst
durch den bestsitzenden englischen Gehrock
hindurch noch den Charakter des Kandidaten,
während dort die Güte der Uniform auch die
Qualität des Trägers gewährleistet. Hier wie da
natürlich Ausnahmen. In der Schadowstraße
die Aufnahme vom Grafen aufwärts gesichert.
In der Jägerstraße die Söhne der Großen auch
ohne moralischen Befähigungsnachweis ge-
duldet. Hier wie überall: je mächtiger der Pro-
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