Path:
I. Teil II. Aus Hildes Tagebuch

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

Noch kann ich werden, wie ich will. Gut 
und schlecht. Schlecht, gewiß! Und ich will 
es werden, so wahr ich Papa liebe, wenn alles, 
was er mir sagte, nur Träume waren, die das 
wahre Leben nicht kennt. 
Einer von beiden hat mich betrogen. So muß 
ich selbst suchen, wo ich das Glück finde, 
Noch hoffe ich, daß es im Guten liegt. 
LIL. 
In unserem exklusivsten bürgerlichen Klub, 
dem neben den Großen der Industrie und Börse 
nur wenige namhafte Juristen angehören, dis- 
kutierte man beim Lunch am „Stammtisch der 
Jungen“ lebhaft die gesellschaftlichen Ereig- 
nisse der letzten Woche. 
Trotz der geistigen Interessenlosigkeit der 
jungen Leute hält die Unterhaltung hier stets 
ein bestimmtes Niveau. Den völligen Mangel 
jeder schöngeistigen Bildung ersetzt meist das 
sichere Gefühl für Wohlanständigkeit, das man 
von der Kinderstube her mitbringt. Dies Gefühl 
gibt auf alle Fragen des gesellschaftlichen Takts 
todsicher die richtige Antwort. Auch das Auge, 
von früher Kindheit an daran gewöhnt, nur 
das Gute und Wertvolle zu sehen, besitzt in 
den meisten Fällen Geschmack genug, um in 
künstlerischen Dingen das Wesentliche zum 
mindesten vom Kitsch zu unterscheiden. Nie- 
mals aber wird hier auf Grund positiver Kennt- 
31
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.