Jahrtausende über unvermindert fortbesteht,;
wird wohl im Erleben. und Erfahren seinen
Grund haben. Furcht hat man nur vor etwas,
was mächtiger ist als man selbst. Und daß
man das Mächtige verehrt, ist nur natürlich;
nirgends und zu keiner Zeit ist es. Christus
gelungen, die Furcht vor dem. Bösen, selbst
bei denen, die bedingungslos an ihn und seine
Lehre glaubten, als das Primäre in ihren Emp-
findungen zu verdrängen. ;
Oft genug — ich erinnere nur an das Mittel-
alter — hat sich die Kirche geradezu wie eine
Wahnsinnige vor Furcht gebärdet. Und um
ihrer damaligen Gemeingefährlichkeit, der Mil-
lionen Unschuldiger zum Opfer fielen, hätte
man’ sie als eine unerlaubte religiöse Gemein-
schaft von Staats wegen verbieten sollen. Sie
war.im Volk damals derart verhaßt, daß ihr —
außer dem Teufel, dem sie so wunderbare Ge-
legenheit gab, sich festzusetzen. — niemand eine
Träne nachgeweint hätte. Nur eine Re-
ligion, die das Gute so absolut zu
dem festen Besitzstand jedes Gläu-
bigen erhebt, daß er das Bösenicht
mehr zu fürchten braucht, wird
gegen die Synagoge des Satans be-
stehen können. Solange aber der Glaube
an sich keine Gewähr, das heißt. keinen ab-
soluten Schutz gegen das Böse bietet, solange
vielmehr jeder Gläubige. zwischen Sünde,
Beichte und Buße, also zwischen der Aus-
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