kämpfen, fast leidenschaftlich wühlte, bis sie
immer wieder in nervösem Schluchzen ver-
zweifelt und oft auf Stunden empfindungslos
zusammenbrach, suchte sie heute mit aller Kraft
zu unterdrücken. Sie trank ein Glas Cham-
pagner nach dem andern und war schließlich,
als sie die Treppe zum Vortragssaale empor-
stieg, seit Monaten zum ersten Male wieder
in einer Stimmung, die leicht, beinahe munter
war.
„Das machen wir jetzt jeden Abend“, sagte
sie zu ihrer Zofe, die zwar zum Ersten ge-
kündigt hatte, — und man konnte ihr das nicht
verdenken, — auf diese Aussicht hin — und
auch das war nur natürlich — den Entschluß
faßte, die Gnädige am nächsten Morgen zu
fragen, ob sie bleiben dürfe. Hilde besaß noch
Haltung genug, um sich einen Platz zu sichern,
von dem aus der Vortragende sie nicht sehen
konnte.
Ihr fiel zunächst die außerordentliche Ele-
ganz des Publikums auf; der sehr kleine Saal,
der kaum zweihundert Menschen faßte, war
bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Damen
sämtlich in großer Toilette, die Herren im
Frack, Bevor sie in den Saal trat, nahm sie
wahr, daß die Herren sich durch eine kleine
Rosette, die im Frackinnern verborgen war,
die Damen aber durch eine leichte Wendung
der Hand legitimierten. Sie sah später, daß
die Damen in der Innenfläche des Handschuhs
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