standes liegt, als Blödsinn, wenn nicht gar als
Psychopathie verschreit, fehlt die Sammlung,
um den Wegen der Seele nachzugehen.“
„Und wann tat man das?“
„Wann tat man das nicht, sollten Sie fragen.
Wertung des Menschen setzt es freilich
voraus; in einer Zeit aber, wie der unsern,
die diese Wertung nicht mehr kennt und statt
des: wie ist er, nur fragt: was ist er und
wieviel versteuert er, kann davon freilich keine
Rede mehr sein.“
„So meinen Sie also, daß die Seele im Gegen-
satze zum Gehirn steht?“
„Ganz und gar. Das Gehirn ist der Verstand
und der Verstand ist die Logik. Die Seele aber
ist das Unberechenbare, durch jede Erethisie
Wandelbare, ohne sich um die Logik zu küm-
mern. Sagen Sie mir, was das Gehirn von den
außerhalb der Erfahrung liegenden, von den
unendlichen Dingen im Laufe der Jahrhunderte
begriffen hat? Was es jemals begreifen wird ?“
„Und die Seele?“
Sie fragen? Denken Sie nur an die Tausende
von Propheten. Ich will Ihnen eins heraus-
greifen: denken Sie an eine Katharina von
Emmerich. Sie wissen, daß sie die Schmerzen
und Leiden Christi kannte und den Ort und
die Stelle beschrieb, an der er litt. Nur jemand,
der selbst am Kreuze war, wird so in seiner
ganzen Wesenheit das körperliche Martyrium
und die Ängste schildern können, wie sie. Und
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