„Ich kenne diese Art deutscher Ästheten in
der Literatur.“ Er nannte Namen, drei; aber
diese drei waren die rechten. „Wer etwas
schreibt, was außer ihnen und allenfalls noch
dem Verfasser, irgendeinem Dritten verständ-
lich ist, der ist minderwertig und verächtlich.‘“
„Gewiß, ganz meine Meinung.“
„Ich wollte es mir noch gefallen lassen, wenn
jemand etwas zu sagen hätte, was nicht jeder
Gebildete bereits weiß oder doch wenigstens
verstandesgemäß ohne Mühe fassen kann. Aber
davon ist keine Rede. Auch sie wiederholen
nur immer schon das von Tausenden vorher
Gesagte und dünken sich genial, wenn sie dafür
eine neue, möglichst eigene Form finden. Und
die, meinen sie, stempelt sie dann zur Persön-
keit, wozu nötigenfalls auch schon die eigene
Tracht der Kleidung oder der eigene Schnitt
des Bartes genügt. Der Teig aber ist immer
derselbe; nur die Aufmachung und die ar-
tistischen Zutaten wechseln.“
„So meinen Sie, es gäbe etwas verstandes-
gemäß nicht Faßbares?“
„Alles, was außerhalb der Logik liegt. Wo-
nach auch Schopenhauer in seiner Metaphysik
der Liebe zu nichts Tatsächlichem gelangen
konnte. Weil man der Liebe eben mit dem
Verstande nicht beikommen kann. In unsern
Tagen aber, wo das beschränkte Gehirn
Triumphe sondergleichen feiert und alles, was
jenseits des trockenen, eng begrenzten Ver-
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