wo sie ging, auf Berliner Bekannte gestoßen,
die sie laut und ungeniert, wie ein Wunder aus
der andern Welt, auf Schritt und Tritt ver-
folgten. Sie war schleunigst nach Ospedaletti
geflüchtet. Ohne die Schwester, die in Monte
Carlo von einigen Berliner Familien — die
schnell zu einem Konsortium zusammentraten
— bestochen, zurückgehalten und bis aufs Blut
gepeinigt wurde, bis sie das letzte Detail sämt-
licher Begebenheiten in Form eines regel-
mäßigen Kolloquiums im Cafe de Paris aus-
geplaudert hatte, die dann in Dutzenden von
Briefen an die liebe Verwandtschaft in Berlin
berichtet wurden, wobei jeder, je nach Phan-
tasie und. Begabung, Eigenes beisteuerte. Die
Schwester aber, die jung und hübsch war, blieb
in Monte Carlo. Sie legte ihre Schwesterntracht
ab und kleidete sich von dem Hörgelde der
Berliner bei Worth neu ein. Ein Privatissimum,
dem sie ein Berliner Anwalt unterzog, soll die
unmittelbare Veranlassung dazu gegeben haben.
Obgleich „Berlin in Monte Carlo“ diese ver-
änderte Existenz der Schwester verschuldet
hatte, schnitt man sie jetzt und verachtete sie,
obgleich sie hübsch war und zwanzig Jahre
jünger als der Durchschnitt ihrer Kolleginnen.
Hilde war von Frejus aus nun auf dem Wege
nach Paris, Sie wollte Professor Dupuy kon-
sultieren und in ein Sanatorium gehen. Die
Erinnerung an den Ausspruch Dr. Lands: „Wo
denken nicht mehr hilft, da hilft nur noch der
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