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Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

dieser Frau gar nicht. Die hingen seit Wochen 
in schweren Träumen, quälten sie und ließen 
ihr nirgends Ruhe. Der entsetzliche Schrei „Der 
Teufel“, der sie an jenem Abend an das Fenster 
riß und kopfüber auf die Straße stürzte, ver- 
folgte sie. Sie hatte die alte Mutter des Priesters 
nie wiedergesehen; dem Bischof, als sie in 
der Klinik lag, den Eintritt in ihr Zimmer ver- 
weigert. Keinen Brief in Empfang genommen; 
alle Besuche abgelehnt. Selbst die Blumen der 
Oberin zurückgewiesen. „Ich hasse Blumen! 
Ich hasse die Menschen! Ich hasse die Welt! 
Ich hasse alles!“ 
Als sie zum ersten Male ins Freie durfte, 
war sie nicht wieder zurückgekehrt; weder zu 
Hause, noch in der Klinik wußte man, wo sie 
war. Erst am nächstfolgenden Tage kam ein 
Telegramm: sie sei in Florenz; es ginge ihr 
gut; die Schwester sei bei ihr. 
Nacht für Nacht riß sie der Schrei der alten 
Mutter aus dem Schlaf. Sie wachte auf, machte 
Licht. Aber sie sah niemand. So hatte sie ge- 
träumt. Aber der Klang blieb in den Ohren, 
Drang zum Herzen. Und wie eine Nemesis 
schien er den Haß in ihr zu schüren: räche 
dich, und mich und meinen Sohn! Und eure 
Liebe! Um die man euch betrog! — „Um 
Gottes willen!“ hatte sie im Schlaf erwidert. 
„Um des Teufels willen!“ gellte die Antwort. 
Seit jenem Abend betete Hilde nicht mehr. 
Um was sollte sie beten? Und zu wem? 
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