dieser Frau gar nicht. Die hingen seit Wochen
in schweren Träumen, quälten sie und ließen
ihr nirgends Ruhe. Der entsetzliche Schrei „Der
Teufel“, der sie an jenem Abend an das Fenster
riß und kopfüber auf die Straße stürzte, ver-
folgte sie. Sie hatte die alte Mutter des Priesters
nie wiedergesehen; dem Bischof, als sie in
der Klinik lag, den Eintritt in ihr Zimmer ver-
weigert. Keinen Brief in Empfang genommen;
alle Besuche abgelehnt. Selbst die Blumen der
Oberin zurückgewiesen. „Ich hasse Blumen!
Ich hasse die Menschen! Ich hasse die Welt!
Ich hasse alles!“
Als sie zum ersten Male ins Freie durfte,
war sie nicht wieder zurückgekehrt; weder zu
Hause, noch in der Klinik wußte man, wo sie
war. Erst am nächstfolgenden Tage kam ein
Telegramm: sie sei in Florenz; es ginge ihr
gut; die Schwester sei bei ihr.
Nacht für Nacht riß sie der Schrei der alten
Mutter aus dem Schlaf. Sie wachte auf, machte
Licht. Aber sie sah niemand. So hatte sie ge-
träumt. Aber der Klang blieb in den Ohren,
Drang zum Herzen. Und wie eine Nemesis
schien er den Haß in ihr zu schüren: räche
dich, und mich und meinen Sohn! Und eure
Liebe! Um die man euch betrog! — „Um
Gottes willen!“ hatte sie im Schlaf erwidert.
„Um des Teufels willen!“ gellte die Antwort.
Seit jenem Abend betete Hilde nicht mehr.
Um was sollte sie beten? Und zu wem?
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