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I. Teil II. Aus Hildes Tagebuch

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

Ich fragte sie, ob sie glaube, daß Gefühle erst 
durch das Lesen erweckt würden. Daraus könne 
man doch höchstens lernen, sie richtig zu be- 
handeln. Darauf wußte sie, wie auf so vieles, 
keine Antwort. 
Neugierig bin ich schon und kann mir wohl 
denken, daß all diese verborgenen Dinge, über 
die auch nur zu sprechen nach ihrer Ansicht 
Sünde ist, sehr schön sein können. Eigentlich 
ist es recht dumm und sonderbar, warum man 
nicht über Dinge sprechen darf, die jeder kennt, 
die jeder tut und die dazu noch schön sind? 
Darin scheint Mama ganz verständig, daß sie 
über alles mit mir spricht. Nur die Art ist so 
häßlich — aber dafür kann sie nichts. 
Seit acht Tagen habe ich einen neuen Papa. 
Pfui, wie sich das anhört! Aber er irrt sich, 
wenn er glaubt, daß ich jemals in ihm einen Er- 
satz für Papa sehen werde. Als ich sechs Jahr 
alt war, hatten wir einen Hausdiener, der genau 
wie dieser neue Papa aussah, nur intelligenter 
war er. Mama kleidet ihn ein und gibt ihm 
Anstandsstunden. Ich kugele mich und finde 
das himmlisch. 
„Ich habe mir immer ein Hündchen ge- 
wünscht,“ sagte ich heute bei Tisch; „Mama 
wollte aber kein Viehzeug in der Wohnung 
haben, und nun hat sie sich selbst eins ange- 
schafft.“ 
Der neue Diener, der mit dem Papa zu- 
nm
	        
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