„Verzeihung, die Tasche gehört mir“, sagte
die Dame mit einer Stimme, die ihn zwang,
statt nach der Tasche, die der Träger eben auf
den Flur stellen wollte, zu ihr hinüber zu sehen.
„Stellen Sie sämtliche Taschen wieder hinein,
auch meine.“ Er bat sehr artig um Entschul-
digung und war entschlossen, dieser schönen
Frau, obschon sie ihm keine Beachtung
schenkte, seinen Schlaf und seine Lektüre zu
opfern.
„Kaum eine Französin‘, dachte er und suchte
den Klang ihrer weichen Stimme festzuhalten.
„Gewiß, sie ist nicht allein. Ihr Mann wird im
Speisewagen sein oder auf der Toilette, wie
immer, wenn mir eine Frau begegnet, die mir
gefällt.“ Er sah zu ihr hinüber. Sie las. Trotz
der schlechten Beleuchtung. Ihre schmalen
Hände steckten in schwarzen, weichen Schwe-
den, die weit über die Ellenbogen reichten.
Nur die Finger der rechten Hand hatte sie, um
besser zu blättern, entblößt; die waren zart
und weiß und gepflegt. Das erregte ihn. Auch
verrieten sie deutlich jede innere Bewegung.
Um so deutlicher, je mehr sie bemüht waren,
sie zu verbergen. Ungeschickt genug suchten
ihm diese Finger vorzutäuschen, daß sie lese.
Sie wußte ja, daß er ihretwegen in diesem
Wagen saß; wußte also auch, daß er sie be-
trachtete. Das nahm ihr die Ruhe zum Lesen,
dachte er.
Aber er irrte. Er beschäftigte die Gedanken
y+
2387