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Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

„Verzeihung, die Tasche gehört mir“, sagte 
die Dame mit einer Stimme, die ihn zwang, 
statt nach der Tasche, die der Träger eben auf 
den Flur stellen wollte, zu ihr hinüber zu sehen. 
„Stellen Sie sämtliche Taschen wieder hinein, 
auch meine.“ Er bat sehr artig um Entschul- 
digung und war entschlossen, dieser schönen 
Frau, obschon sie ihm keine Beachtung 
schenkte, seinen Schlaf und seine Lektüre zu 
opfern. 
„Kaum eine Französin‘, dachte er und suchte 
den Klang ihrer weichen Stimme festzuhalten. 
„Gewiß, sie ist nicht allein. Ihr Mann wird im 
Speisewagen sein oder auf der Toilette, wie 
immer, wenn mir eine Frau begegnet, die mir 
gefällt.“ Er sah zu ihr hinüber. Sie las. Trotz 
der schlechten Beleuchtung. Ihre schmalen 
Hände steckten in schwarzen, weichen Schwe- 
den, die weit über die Ellenbogen reichten. 
Nur die Finger der rechten Hand hatte sie, um 
besser zu blättern, entblößt; die waren zart 
und weiß und gepflegt. Das erregte ihn. Auch 
verrieten sie deutlich jede innere Bewegung. 
Um so deutlicher, je mehr sie bemüht waren, 
sie zu verbergen. Ungeschickt genug suchten 
ihm diese Finger vorzutäuschen, daß sie lese. 
Sie wußte ja, daß er ihretwegen in diesem 
Wagen saß; wußte also auch, daß er sie be- 
trachtete. Das nahm ihr die Ruhe zum Lesen, 
dachte er. 
Aber er irrte. Er beschäftigte die Gedanken 
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