Aber die eisige Ruhe, mit der ihm Hilde
entgegentrat, entwaffnete ihn. Ein förmlicher
Kuß auf die Hand war alles, und das unverkenn-
bare Lächeln Hildes, die seine Absicht sofort
erkannt und sie mit Talent und Takt vereitelt
hatte, stimmte ihn fröhlich.
Sie bot ihm einen Sessel und setzte sich zu
ihm.
Wie am ersten Tage! dachte Bosso.
„Ich freue mich, Bosso, daß du gekommen
bist.“
Er lächelte und dankte.
„Ich habe heute früh das Sakrament der
Taufe empfangen.“
Er wollte sich erheben, aber sie hinderte es.
„Dafür danke ich dir, und zwar von ganzem
Herzen. Denn während ich vorher unsicher
war und unzufrieden und mit einer Leere im
Herzen herumging, die mich traurig und trost-
los stimmte, bin ich jetzt innerlich gefestigt
und ruhig, und stehe auch dir jetzt mit ganz
andern Gefühlen gegenüber als früher.“
Bosso verneigte sich leicht.
„Laß mich ganz offen sein. Erst fand ich dich
lächerlich ...“
Bosso sprang entsetzt auf. Ein gütiger Blick
Hildes, und er setzte sich wieder. ;
„... dann, als ich dich genauer sah, habe
ich dich verachtet ...“
Abermals versuchte Bosso aufzuspringen; da
aber Hilde nicht darauf achtete, so ließ er es.
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