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I. Teil XIX.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

„Aus Überzeugung also, meinen Sie, tritt 
selten jemand über?“ fragte Hilde. 
Er grinste höhnisch, fast frech. 
„Selten? — Den möchte ich sehen. Ja, viel- 
leicht in Romanen; aber dann hapert’s auch 
immer mit der Begründung.“ 
„Immer?“ fragte Hilde ernst. 
„Na, ich kenne keine Ausnahme. Und wenn 
wir ehrlich sind ... schließlich ist der jüdische 
Glaube doch wohl der vernünftigste.“ 
„Und mit der Auffassung sind Sie Christ 
geworden ?“ 
„Warum nicht?“ erwiderte er durchaus nicht 
verlegen. „Was hat das mit der "Auffassung 
zu tun? — Oder glauben Sie etwa ...“ eir be- 
sann sich. 
„Was?“ fragte sie kurz. 
„Na, an den Blödsinn?“ 
„Welchen Blödsinn?“ 
„Na, an Gott?“ 
„Allerdings!“ sagte sie sehr entschieden und 
ärgerte sich, mit diesem Menschen so weit in 
ein Gespräch geraten zu sein. 
Ironisch fragte er weiter: 
„Vielleicht auch an den Sohn — und die 
Mutter — und die Tante?“ er vergaß ganz, wo 
er war und lachte laut über seinen Witz. 
„Allerdings!!“* klang es jetzt fast wie eine 
Drohung aus Hildes Mund, „und ich finde, 
daß Sie ein ganz minderwertiger Halunke sind 
und sich schämen sollten!“ 
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