schlich er in seine Kammer und hoffte, was er
mit Gebet und Tränen begonnen hatte, durch
das Vergießen seines Blutes zu vollenden. Er
legte sich eine schwere eiserne Kette an,
schnürte den Leib mit einem dicken Strick zu-
sammen und begann sich zu geißeln. Und
für jeden Seufzer um die Schmerzen, die er litt,
dankte er Gott. Spät am Morgen sank er er-
schöpft auf sein Bett. Aber auch hier wurde
die Stunde der Ruhe zur Qual, denn die frischen
Wunden brannten unter dem Druck des Buß-
gewandes, das er mit letzter Kraft anlegte.
XIX.
In aller Stille vollzog sich am nächsten
Morgen in der Hedwigskirche die Taufe Hildes.
Sie hatte die letzten Tage meist allein in ihrem
Zimmer gesessen und jede Gesellschaft abge-
lehnt.
„Der Priester wünscht,“ hatte sie der Mutter
gesagt, „daß ich mich in aller Stille vorbereite.“
Und da für Frau Traute nach der ablehnenden
Haltung des Priesters das ganze Fest verdorben
war, für das längst alle Vorbereitungen ge-
troffen waren, so kümmerte sie sich nicht mehr
um den Akt der Taufe, der ihr an sich völlig
gleichgültig war, und ließ es gern zu, daß als
einzige Zeugin die Miß ihre Tochter begleitete.
Sie selbst arbeitete von früh bis spät an den
Vorbereitungen für die Hochzeit. Behr, den die
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