Er erzählte Hilde diese Geschichte, obschon
er wußte, daß sie keine Antwort auf ihre Wer-
bung war.
Auch Hilde antwortete nicht. Aber ihr war,
als hielte ihr der Priester das eigene Schicksal
vor Augen. Das war ja sie, die des Grafen Frau
werden sollte, ehe der Bischof kam und sagte:
bevor du entscheidest, gehe zu dem; und er
hatte sie an den Priester gewiesen, der sie den
Glauben und die Liebe lehrte, und an dem sie
nun hing, wie an einem Heiligen.
Der Priester sah ihre Bestürzung. Hatte diese
Erzählung so stark auf sie gewirkt? Und war
der Augenblick nun da, wo er mit einem letzten
Aufwand von Kraft versuchen sollte, sie von
der Notwendigkeit des Dogmas zu überzeugen?
Das Kreuz stand vor ihm auf dem Tische, und
mit einer feierlichen Geste, die ihm aus dem
Herzen kam, und die so durchaus nichts Un-
aufrichtiges hatte, wäre ihr vielleicht in diesem
Augenblicke auch diese letzte Erkenntnis ge-
kommen. Schon hob er den Arm und näherte
ihn dem Kreuze ... da legte es sich wie Blei
auf seinen Körper, und er fühlte, wie ihm die
Knie zitterten. Er spürte einen dumpfen Druck
im Kopfe und beobachtete sich selbst, wie er
leise immer wieder zu sich sagte: Laß es!
Bedenke, wenn du alles damit zerstörtest!
Hilde begriff nicht, was ihn bewegte; aber
sie sah, daß er litt. Sie beugte sich über den
Tisch, auf dem noch immer, dicht am Kreuze,
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