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I. Teil XVIII.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

Er erzählte Hilde diese Geschichte, obschon 
er wußte, daß sie keine Antwort auf ihre Wer- 
bung war. 
Auch Hilde antwortete nicht. Aber ihr war, 
als hielte ihr der Priester das eigene Schicksal 
vor Augen. Das war ja sie, die des Grafen Frau 
werden sollte, ehe der Bischof kam und sagte: 
bevor du entscheidest, gehe zu dem; und er 
hatte sie an den Priester gewiesen, der sie den 
Glauben und die Liebe lehrte, und an dem sie 
nun hing, wie an einem Heiligen. 
Der Priester sah ihre Bestürzung. Hatte diese 
Erzählung so stark auf sie gewirkt? Und war 
der Augenblick nun da, wo er mit einem letzten 
Aufwand von Kraft versuchen sollte, sie von 
der Notwendigkeit des Dogmas zu überzeugen? 
Das Kreuz stand vor ihm auf dem Tische, und 
mit einer feierlichen Geste, die ihm aus dem 
Herzen kam, und die so durchaus nichts Un- 
aufrichtiges hatte, wäre ihr vielleicht in diesem 
Augenblicke auch diese letzte Erkenntnis ge- 
kommen. Schon hob er den Arm und näherte 
ihn dem Kreuze ... da legte es sich wie Blei 
auf seinen Körper, und er fühlte, wie ihm die 
Knie zitterten. Er spürte einen dumpfen Druck 
im Kopfe und beobachtete sich selbst, wie er 
leise immer wieder zu sich sagte: Laß es! 
Bedenke, wenn du alles damit zerstörtest! 
Hilde begriff nicht, was ihn bewegte; aber 
sie sah, daß er litt. Sie beugte sich über den 
Tisch, auf dem noch immer, dicht am Kreuze, 
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