„Und Sie haben die feste Überzeugung, Hilde,
daß der Glaube Sie gegen alle diese Anfein-
dungen schützen wird?“
„Ich hatte einen Traum“, gab Hilde zur Ant-
wort, weich und zärtlich, und sah ihn groß
an. Ihre Augen glänzten.
„Einen Traum?“ erwiderte der Priester und
rückte unwillkürlich auf seinem Sessel umher,
wie beängstigt und unruhig.
„Ja, einen Traum!“ widerholte Hilde, „einen
schönen, wunderschönen Traum. Aber nur,
wenn Sie fühlen wie ich, wird er in Erfüllung
gehen.“ Und sie umfaßte mit ihren Blicken
förmlich den Priester, der deutlich spürte, wie
jeder Gedanke und jedes Empfinden Hildes nur
auf ihn gerichtet war; aber nicht, um in ihm
aufzugehen, wie er es oft schon im Beichtstuhle
empfunden hatte, nein, um von ihm Besitz zu
ergreifen. Ehe Hilde weiter sprach, fühlte er,
daß in ihr ein Gedanke so stark und mächtig
wirkte, daß sie, von ihm fortgerissen und be-
herrscht, nunmehr versuchte, ihn auch auf den
Priester zu übertragen.
„Sie wollen in ein Kloster?“ fragte der
Priester, und seiner Stimme, die zitterte und
bebte, merkte man an, daß er selbst nicht wußte,
welche Antwort ihm willkommen war.
Hilde erhob sich; nein, sie wurde von
dem Gedanken, der sie erfüllte, in die
Höhe gerissen. Der Priester Zzitterte,
als er zu ihr aufsah. Zum ersten Male
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