Als Frau Traute aber dem Priester Hannes
ihre Karte in den Unterricht sandte und um
eine Unterredung bat, ließ er der Dame
hinaussagen, daß er seine Sprechstunden
nachmittags von vier bis fünf Uhr ab-
halte. Und als Frau Traute am Nachmittag
abermals bei ihm vorfuhr, wurde sie in
einen kleinen Warteraum geführt, in dem
bereits ein halb Dutzend armer Leute warteten,
die vor ihr gekommen waren und „deren Odeur
ihr den Atem benahm‘“, wie sie später zum
five o’clock tea im Esplanade-Hotel erzählte,
worauf alle Damen ihre Spitzentücher vor die
gebogenen Nasen zogen.
Da hatte Frau Traute aus ihrer goldenen
Tasche eine Visitenkarte gezogen und ge-
beten, man möge sie außer der Reihe emp-
fangen, da sie in Eile wäre und von Ihrer Ho-
heit der Prinzessin von Thurn und Taxis zum
Diner erwartet werde. Der Kirchendiener, der
nur schwer zur Übernahme dieser. Mission zu
bestimmen war und eine „Belohnung“ abge-
lehnt hatte — Esel! dachte Frau Traute — kam
mit der Karte zurück, auf die der Priester ge-
schrieben hatte:
„Gnädige Frau! Auf die, welche da draußen
mit beladenem Herzen, das Gott sucht, neben
Ihnen sitzen, wartet der Allmächtige, auf daß
ich sie frei mache von ihren Sünden und sie
zu ihm zurückführe. Sagen Sie das der Prin-
zessin. die auf Sie wartet. Hauser.“
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