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I. Teil XVII.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

an dem Unterricht seiner Knaben teilnehmen? 
Aus welchem andern Grunde, als weil er hoffte, 
sie werde an deren froher Zuversicht auch 
Ihren eigenen Glauben festigen? 
Und das mit dem Beichtstuhl? Stand das 
in irgendeinem Zusammenhang mit Hilde? — 
Gewiß nicht!! Denn er lauschte ja schon immer, 
längst bevor er Hilde überhaupt kannte, mit 
großer Sorgfalt auf die Stimmen, aus denen er 
oft Reue oder Heuchelei herauszulesen glaubte. 
Er fuhr sich mit der Hand über die Stirn 
und die Augen, als wollte er gewaltsam die 
Gedanken, die in ihm drängten, niederringen. 
Dann stand er auf, öffnete das Fenster, das zum 
Garten führte, schöpfte tief Atem, schüttelte 
leicht den Kopf und sagte laut, mit einem leisen, 
sanften Lächeln: 
„Nein! — Es ist Unsinn! Ich stehe ja fest. 
Daß ich es denken konnte — das allein ist 
Sünde! 
Dann fiel er auf die Knie und betete lange, 
hörte auch nicht, als Hilde leise in das Zimmer 
trat. Vorsichtig schloß sie hinter sich die Tür, 
blieb regungslos stehen, preßte fest die Lippen 
aufeinander, um selbst den schwebenden Hauch 
des Atems noch zu dämpfen. 
Und sie sah, da kniete der junge Priester 
an dem offenen Fenster, durch das man das 
Grün der Bäume und das tiefe Blau des Himmels 
sah. Hell fiel ein Sonnenstrahl auf seine Stirn; 
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