bergen, noch beschönigen; denn Gott kennt
sie und Gott belügt man nicht.“
„Wie macht man’s, um in seinem Glauben
so fest zu werden wie Sie, Hochwürden ?“
„Der bekehrt sich zu Gott von ganzem Herzen,
der sich von aller Anhänglichkeit an die ver-
gänglichen Dinge abwendet‘“, erwiderte der
Priester.
„Ich könnte es!“ sagte Hilde voll Über-
zeugung. „Wenn ich leben dürfte wie Sie, ich
würde mich nach dem Leben da draußen nicht
zurücksehnen.‘
Der Priester sah sie mit weit geöffneten
Augen an.
„Oder glauben Sie noch immer, daß ich mich
dieser Ehe wegen um Ihren Glauben mühe?“
Und mit erhobener Stimme fuhr sie fort: „Nie
im Leben hätte ich mich für diese Ehe ent-
schlossen, wenn sie mir nicht die Tür zu Ihrer
Kirche geöffnet hätte.“
Der Priester war starr. „Die Pforten unserer
Kirche öffnen sich jedem, der willigen Herzens
kommt“, sagte er leise, hing mit seinen Ge-
danken aber schon bei der Frage, die er nicht
ohne Schüchternheit stellte: „Dann lieben Sie
den Grafen also nicht?‘
„Ich habe Ihnen alles erzählt, Hochwürden,
bis zu dem Augenblicke, in dem der Graf in
mein Leben trat. Ich wußte, Sie würden diese
Frage an mich stellen.“
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