Warum sollen wir uns die Liebe, den Glauben
nicht versinnbildlichen? ihn uns verschönen?
und das Göttliche, da wir doch nun einmal
Menschen sind, nicht auch menschlich ge-
stalten? — Das Kriterium ist die Frage
nach der Liebe, nicht nach der Realität
seines körperlichen Daseins. Sorgen Sie da-
Für, daß die christliche Liebe besteht; denn
solange die lebt, lebt auch der Geist Christi!
Und der Nachweis ihrer Existenz und ihre Ver-
breitung und Betätigung ist für den Glauben
wertvoller als alle historischen und philoso-
phischen Bedingungen.
Und was für die Liebe gilt, das gilt auch
für die Barmherzigkeit und Ergebung. Man
deute an der Mutter Gottes, an ihrer unbefleckten
Empfängnis, ihrer Himmelfahrt — bezweifle
ihre Existenz: wessen Herz an die Barmherzig-
keit glaubt und die Ergebung und aus ihnen
den reichen Born für sein Leben schöpft, und
durch sie alle Leiden trägt, ohne zu verzagen,
dem wird die Forschung — auch wenn sie
lückenlos den Nachweis führte, daß die Mutter
Gottes ein Mythus ist — doch nie den Glauben
nehmen. — Hängen wir mit unserm
Körper an Gott oder mit unserer
Seele? Ist der Glaube etwas Gei-
stiges oder Körperliches?? Was in
unserer Seele lebt und seit Jahrhunderten ge -
lebt hat, das allein. ist die Frage im Glauben.
Und in wem Gott lebt, in dem lebt auch die
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