„Aus eigenen Kräften vermögen wir weder
zu glauben noch die Gebote zu halten, sagt
Agliarch.“ Der Priester sagte es mehr zu sich,
denn als Antwort auf Hildes Worte, die es
denn auch überhörte.
„Geht das Herz aber einmal andere Wege,
dann werden Ihre gescheitesten Kriterien doch
nur immer Theorie bleiben, — die man aus
Furcht vielleicht auch in die Praxis umsetzt.
Aus Furcht sage ich; vielleicht sogar in Form
der Beichte und Buße. Aber wissen Sie, was
der Bischof mir gesagt hat? Offen sündigen
ist kein so großes Übel, wie Heiligkeit
heucheln.“ —
Sie sah den Priester an, der traurig und ver-
zweifelt. war.
„Hier haben Sie Ihre Bücher, Hochwürden.
So!“ Damit klappte sie eins nach dem andern,
auch die vor ihm ausgebreitet lagen, zu.
„Kein wissenschaftliches Examen will ich vor
Ihnen ablegen. Sie haben mich neulich ein
ganz klein wenig in Ihr Herz sehen lassen,“ —
der Priester fuhr leicht zusammen — „da habe
ich mehr drin gelesen, als in diesen trockenen
Folianten. Und glauben Sie, daß die gelehr-
testen Bücher Ihrer Gegner mir je den Glauben
an das, was ich in Ihrem Herzen sah, nehmen
könnten? — Nachdem ich selbst bei Ihnen die
tiefe Wirkung Ihres Glaubens sah? So fest
glaube ich an Sie wie an die blaue Farbe des
Himmels, Und wenn tausend Gelehrte mir be-
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