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I. Teil XVII.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

stande nachprüfen. Und wer weiß, ob das dann 
nicht der einzige Weg wäre, um den festen 
Bau ihres Glaubens zu erschüttern.‘“ 
Entsetzt fuhr der Priester in die Höhe. 
„Hilde!“ rief er ganz außer sich, „ist das 
die Frucht der vielen schönen Stunden, die 
wir hier lebten und uns zu Gott mühten?“ 
Und Hilde sah seine Zerknirschung. 
„Der Weg zu Gott führt durch das Herz, hat 
mich der Bischof gelehrt, nicht durch den Ver- 
stand. Wenn ich Gott liebe, dann wird mir 
mein Gewissen auch sagen, was gottgefällig 
und was Sünde ist. — Wo mir aber mein gläu- 
biges Herz keine Antwort gibt, da werden mir 
auch Ihre philosophischen Abhandlungen über 
die Kriterien der Todsünde vom heiligen Al- 
phonso und vom heiligen Thomas nichts 
helfen.“ 
„Aber sie werden Sie lehren, den Geist der 
Sünde zu bekämpfen.“ 
„Sie haben mich vorhin durch den Anblick 
dieser Jungen wärmer von der Macht und 
Gnade Ihrer Kirche überzeugt, als wenn Sie mir 
die Lehren sämtlicher Heiligen über das Ge- 
wissen beigebracht hätten. Und wenn Gott un- 
trennbar ist von meinem Gewissen, oder besser, 
wenn ich mein Gewissen nicht mehr trennen 
kann von Gott, dann werde ich für die Be- 
antwortung dieser Frage auch keines Dritten 
Hilfe mehr bedürfen.“ 
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