wurde, sondern als Wohltat, als Erlösung, als
Befreiung vom eigenen, selbstgewissen Denken,
d. h. vom Irrtum. Der Irrtum ist der Weg
der Unruhe, des Dünkels, der Hoffnungslosig-
keit und Verzweiflung. Niemals noch ist einer,
der, seinem eigenen Verstande trauend, das
Rätsel des Daseins zu lösen suchte, zu einem
sichern Ergebnisse gelangt. Hinter jeder neuen
Lösung tauchte ein neues Geheimnis auf, und
die letzte und tiefste Erkenntnis, zu der der
Menschengeist von sich aus vordringen konnte,
war das Bekenntnis der Resignation: Ignoramus.
et ignorabimus. Es bedeutete die Bankrott-
erklärung der Vernunft und den Sieg des
Glaubens, des Glaubens, der nicht resigniert,
sondern freudig bekennt: Fecisti nos ad te, et
inquietum est cor nostrum, donec requiescat
in te. Und dem diese Erkenntnis das Leben,
das Glück bedeutet.
Der Glaube des Katholizismus fand seinen
Ausdruck in einem Kultus, der alle Sinne des
Menschen in Anspruch nahm, bestimmte und
das religiöse Gefühl beständig wach hielt, oder,
wo es nur schwach entwickelt war, immer
wieder von neuem entzündete. In der Messe
schuf die Kirche eine Form des Gottesdienstes,
die in ihrer getragenen Feierlichkeit und mysti-
schen Tiefe den Geist unwiderstehlich von der
Stimmung des Alltags löste und dem Gefühl
die letzten Gründe des Seins näher rückte. Die
tragische Idee des täglich wiederholten Opfers
2
Q A