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I. Teil XVII.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

herrscht, hatten Jahrhunderte lang gewirkt und 
wirkten noch heute, um ein einziges Ziel zu er- 
reichen, das Reich Gottes auf Erden zu gründen, 
zu befestigen und seinen Glanz zur Entfaltung 
zu bringen. Dieser Idee unterwarf sich be- 
dingungslos der einzelne, unterwarfen sich die 
Massen, die in ihr ihr diesseitiges Glück und 
ihre jenseitige Seligkeit verbürgt sahen. Gern 
gab der Mensch seine Individualität auf, setzte 
seiner Vernunft Schranken und begnügte sich, 
das Weltbild nur so weit zu erkennen, als es 
ihm mit den Mitteln des Verstandes möglich 
war. Mit den Geheimnissen und Wundern des 
Glaubens füllte er die Lücken, löste er die 
Rätsel. 
Anderthalb Jahrtausende hat die Kirche rast- 
los und unermüdlich danach gestrebt, die 
Menschheit als Ganzes und den einzelnen Men- 
schen an sich zu ziehen. Sie hat seinem Geiste 
ein einheitliches, in sich geschlossenes, lücken- 
loses Weltbild dargeboten, hat ihn gelehrt, es 
mit den Mitteln des Verstandes, den der Glaube 
ergänzt und stützt, oder, wo er nicht ausreicht, 
ersetzt, zu erkennen. Sie hat im Dogma, in der 
Verpflichtung zum Glauben, eine Form gefunden, 
die Skepsis zu ersticken, und hat ihre Lehre mit 
einer beispiellosen, suggestiven Gewalt auszu- 
statten gewußt, in der sich in unerhört glück- 
licher Mischung wuchtiger Ernst und grenzen- 
lose Liebe paarten. So erreichte sie es, daß der 
Glaubenszwang nicht als Zwang empfunden 
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