versuch, die ganze Welt des Seienden aus dem
Wesen des Begriffs herauszuspinnen. Rein mit
den Mitteln der Logik, die zugleich Metaphysik
geworden ist. In das Triplizitäts-Schema von
Position, Negation, Negation der Negation
werden alle Begriffe, alle Erfahrung, alles Wirk-
liche hineingepreßt. Seine Philosophie ist Pan-
logismus. Auch die Religion hat darin Raum;
sie ist wesentlich theoretisches Verhalten und
erfaßt Gott (das Absolute) vor allem mit der
Vorstellung, die allerdings der Sinnbilder be-
darf. Hegels Lehre strebt eine Versöhnung
zwischen Philosophie und Religion an. Mit
ihr kann man alles beweisen. Sie bestimmt das
Denken seiner Anhänger, je nach deren Tem-
perament oder Gemütsverfassung negativ oder
positiv, führt sie zum absoluten Unglauben
oder wirbt sie für eins der herrschenden reli-
giösen Bekenntnisse.
Der Zweifel hatte ihn müde gemacht. Sein
Kindheitsglaube, die Wissenschaft, Kunst,
Literatur und Philosophie hatten ihn un-
befriedigt gelassen. Das Bedürfnis nach
einer großen, einheitlichen, Mensch, Natur
und Gott umfassenden Weltanschauung war
krankhaft gesteigert. So nahm er begierig
die Elemente der Hegelschen Philosophie in
sich auf, die inhm den Weg zu seinem Ziele
zu weisen schienen. Hegels Satz: „Was wirk-
lich ist, was besteht, ist vernünftig“ und dessen
Beweisführung ließ in ihm den Entschluß
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