das Subjekt das eine ist, das alles andere um-
schließt, so denkt es eben nur innerhalb seiner
selbst, hat also kein Kriterium seines Denkens.
Doch kann Fichte selbst die letzten Konse-+
quenzen seiner Lehre nicht ziehen: sein Ich
bricht sich im letzten Grunde an irgendwelchem
unbegreiflichen Anstoß! Auch die spätere Ge-
stalt der Fichteschen Lehre, in der hinter dem
Ich Gott auftaucht als der letzte Grund des
Seins, genügt dem Einheitsucher nicht. Denn
dieser Gott ist nur seiend, nicht handelnd, ihm
fehlt ein lebendiges Verhältnis zur Welt und
zum Menschen.
Schelling faßt die ganze Natur, organische
und anorganische, als lebendigen Organismus
auf. Alles ist Geist, selbst die Materie Geist im
schlummernden Zustand. Gott, Natur und Geist
sind gleich: Die Natur ist aus Gott geboren,
nicht von ihm geschaffen. Von diesen Grund-
sätzen ausgehend, erklärt er die ganze Natur
dem damaligen Stande der Wissenschaft ent-
sprechend.‘ Wo eine ausreichende wissen-
schaftliche Unterlage fehlt, füllt er die Lücken
mit symbolischen Auslegungen, mit eigenen,
spekulativen Ideen. Unter dieser Unklarheit
und Disziplinlosigkeit leidet das ganze System.
Der Poet verdrängt oft den Philosophen. Dazu
kommt, daß das Wesen seines Grundprinzips
zum bedingungslosen Pantheismus und damit
zum Absurden leitet.
Hegels System ist ein kühner Konstruktions-
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