Mama will eine große Dame aus mir machen.
Sie hat mir heute allen Ernstes ihre Pläne an-
vertraut. Wenn ich bedenke, daß ich im De-
zember vierzehn Jahre werde, so ist das immer-
hin ein seltenes Vertrauen. Während Lili —
so heißt meine einzige sogenannte Freundin —
sich den Kopf zerbricht, um für ihre einund-
zwanzigste Puppe einen noch nicht benutzten
Namen zu finden, klärt Mama mich auf; zwar
kenne ich aus den Unterhaltungen zwischen
Papa und Mama längst alles, was sie mir er-
zählt. Aber die Art, in der Mama mir die Dinge
vorträgt, wirkt so widerwärtig, daß ich mich
wohl sehr kindisch benahm, mir die Ohren
zuhielt, hinauslief und laut weinte. Mir war’s,
als ob mich jemand absichtlich schwer kränkte.
Mama schüttelte sich vor Lachen und sagte
nur: „Äffchen.‘“
Heute kommt der neue Onkel, sagte Emma,
als sie mich badete. Da auch Fräulein nicht
wußte, wer gemeint ist, so fragte ich beim
Kaffee Mama. Die wurde rabiat, schmiß das
Geschirr zusammen und setzte Emma an die
Luft. „Ordinäres Frauenzimmer!‘“ schimpfte sie
hinter ihr her, als sie das Haus verließ.
Das ist sehr schlimm, daß Emma fort ist.
Denn da das neue Fräulein verliebt ist, so kann
man kein einziges vernünftiges Wort mit ihm
reden. Sie spricht entweder von ihrem Bräu-
tigam, der mich langweilt, oder liegt auf der
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