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I. Teil II. Aus Hildes Tagebuch

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

Mama will eine große Dame aus mir machen. 
Sie hat mir heute allen Ernstes ihre Pläne an- 
vertraut. Wenn ich bedenke, daß ich im De- 
zember vierzehn Jahre werde, so ist das immer- 
hin ein seltenes Vertrauen. Während Lili — 
so heißt meine einzige sogenannte Freundin — 
sich den Kopf zerbricht, um für ihre einund- 
zwanzigste Puppe einen noch nicht benutzten 
Namen zu finden, klärt Mama mich auf; zwar 
kenne ich aus den Unterhaltungen zwischen 
Papa und Mama längst alles, was sie mir er- 
zählt. Aber die Art, in der Mama mir die Dinge 
vorträgt, wirkt so widerwärtig, daß ich mich 
wohl sehr kindisch benahm, mir die Ohren 
zuhielt, hinauslief und laut weinte. Mir war’s, 
als ob mich jemand absichtlich schwer kränkte. 
Mama schüttelte sich vor Lachen und sagte 
nur: „Äffchen.‘“ 
Heute kommt der neue Onkel, sagte Emma, 
als sie mich badete. Da auch Fräulein nicht 
wußte, wer gemeint ist, so fragte ich beim 
Kaffee Mama. Die wurde rabiat, schmiß das 
Geschirr zusammen und setzte Emma an die 
Luft. „Ordinäres Frauenzimmer!‘“ schimpfte sie 
hinter ihr her, als sie das Haus verließ. 
Das ist sehr schlimm, daß Emma fort ist. 
Denn da das neue Fräulein verliebt ist, so kann 
man kein einziges vernünftiges Wort mit ihm 
reden. Sie spricht entweder von ihrem Bräu- 
tigam, der mich langweilt, oder liegt auf der 
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