ihrer Bestrebungen verwirrten ihn, ohne ihn
seinem Ziele, das eine zu finden, das alles andere
umfaßte, näher zu bringen. Ihnen fiel die eine
große Harmonie, die das All umfaßt, die er
ahnte, die vorhanden sein mußte, wenn anders
das Glück mehr ist als ein Wort, in tausend
Einzelharmonien auseinander. Die unermeß-
liche Fülle von Schönheit, die in den Werken
der Literatur und Kunst zum Leben erweckt ist,
vermochte nicht, ihn darüber hinwegzu-
täuschen, daß das alles nur Stückwerk ist, daß
der Urgrund des Seins, die Quelle und der In-
halt des Daseins dahinter läge.
Einen Schritt weiter brachte ihn die Philo-
sophie: Formell: die philosophische Methode
(Dialektik) wurde sein fester Besitz. Ihr ver-
dankte er die Zunahme seiner geistigen Seh-
Schärfe, die Fähigkeit, klar zu erfassen, wo er
früher nur dunkel gefühlt und halb verstanden
hatte. Das begriffliche Denken und die Ge-
wohnheit, jeden Gedanken erschöpfend zu for-
mulieren, beförderte seine Urteilsfähigkeit, er-
möglichte es ihm, Mängel und Vorzüge eines
Systems genau zu präzisieren und gegenein-
ander abzuwägen. Er ging die großen Systeme
Kants, Fichtes, Schellings, Hegels durch, fand
aber überall einen Grundmangel, der ihn davon
abhielt, Anhänger des einen oder andern zu
werden.
Kant beschränkt alles Wissen auf die Er-
fahrung, d. h. auf die Tatsachen, die vermittelst
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