weis erbrachten, daß eine besondere Lebens-
kraft nicht vorhanden ist, Robert Mayers, der
das große Gesetz von der Erhaltung der Kraft
verkündete, war die Wissenschaft nicht ge-
drungen. All diesen Erkenntnissen fehlte ein
gemeinsamer Mittelpunkt, um den sie sich grup-
pierten und der die Lösung aller Rätsel dar-
stellte. Vielmehr je weiter die Forschung von
diesen grundlegenden Gesetzen ausgehend, ihre
Ziele steckte, um so mehr zersplitterte sie sich,
um so unvermeidlicher wurde ihre Dezentrali-
sation, um so größer die Gefahr, daß sie im
Spezialistentum erstarrte. So herrschte dieselbe
Spaltung, die der Protestantismus in die Re-
ligion getragen hat, auf intellektuellem Gebiet.
Dazu kam, daß die Wissenschaft allzu einseitig
den Erkenntnistrieb pflegte, daß sie den Trieb
des Unbewußten unterband, der in jedem unbe-
friedigten, suchenden, spekulativen Geiste, in
jedem von Sehnsucht nach einem das Dasein
gänzlich füllenden Ziele gequälten Herzen
mächtig nach Entfaltung drängt.
Literatur und Kunst sollten den Ausgleich
schaffen. Doch auch sie ließen ihn unbefriedigt.
Der ästhetische Sinn in ihm war zwar stark ge-
nug, um ihn zu einem reinen Genuß fähig zu
machen, doch zu schwach, um ihn in diesem Ge-
nuß aufgehen zu lassen. Griechen und Römer,
Dante, Shakespeare, Goethe, Klassiker und Ro-
mantiker beschäftigten ihn. Die Vielseitigkeit
ihres Schaffens und die Verschiedenartigkeit
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