wahn das Weib seines Herrn begehrt. Wenn
August ganz frech ist, dann führt er mich in
dieser Rolle wohl auch seinen Freunden vor,
die mich dann ‚riesig komisch‘ finden, mich
hätscheln und mit schlecht verborgenem Spotte
mir Hoffnungen zu machen suchen und sich
erbieten, bei Dir zu vermitteln. Sobald ich aber
draußen bin, stimmen sie regelmäßig ein un-
anständig lautes und albernes Gelächter an, so
unerzogen und taktlos sind sie. Glaube mir,
hätte ich Dich nicht, so würden mich diese
deutschen Außenseiter mit ihrer würdelosen
Haltung und Kleidung und mit ihren groben
Witzen zur Verzweiflung treiben.“
Minna Quenglig wußte genug. Sie schloß
den Brief wieder, wartete eine günstige Stunde
ab und gab ihn ihrer Herrin.
Schon am nächsten Morgen erhielt Henri
eine Antwort:
„Mein Henri! Deine Zeilen haben mich in
dem Entschluß bestärkt, nicht wieder zu Au-
gust und in den blöden Kreis dieser Berliner
Lebejünglinge zurückzukehren. Ich lernte hier
den Freund des Dr. Burg kennen, dessen Vater
Präsident von Venezuela war und in fünf
Jahren fünfhundert Millionen zusammenge-
stohlen hat. Mehr brauche ich nicht zu schrei-
ben, um Deine Einwilligung zu diesem Thron-
wechsel zu erwirken. Die Anträge, die er mir
machte, hätte auch eine Königstochter nicht
zurückgewiesen. Indem ich Dich, mein einziger,
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