denn wenn Henri auch über ihre dreißig Jahre,
ihre unnatürliche Magerkeit und ihre roten
Hände hinwegsah, sie blieb doch immer nur
eine Zofe, und für Henri war Liebe etwas so
Erhabenes, daß er sie nur für Damen höheren
Standes, die der Gesellschaft angehörten, emp-
finden konnte.
Minna Quenglig aber wies als einzige Emp-
fehlung die Eheirrung eines früheren Dienst-
herrn, des Grafen Arnim, auf, der nach einem
Liebesmahl im Dämmerzustand bei ihr einge-
brochen, indessen (und das verschwieg sie)
trotz ihrer großen Bereitwilligkeit und tatkräf-
tigen Unterstützung infolge des Alkohols un-
verrichteter Sache wieder abgezogen war. Wie
gesagt, Minna Quenglig hatte Witterung und
öffnete mit der Liebesleuten und Verbrechem
— die auch sonst verwandte Züge haben —
eigenen Geschicklichkeit das Kuvert, entnahm
ihm einen sorgfältig geknifften Papierbogen,
von dem der eine unbeschrieben und nur als
Schutz gegen indiskrete Augen bestimmt, der
andere aber mit Schriftzügen übersät war, die,
sie erkannte es sofort, nicht von der Hand
Helldorfs, sondern von der ihres geliebten
Henri herrührten.
Natürlich las sie zunächst die letzte Seite.
Da stand:
„Wann endlich wird der Tag kommen, an
dem Du mir ausschließlich gehören wirst. I
had rather be a toad And live upon the vapour
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