Path:
I. Teil XIV.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

wieder ihren Rücken und erstarben in Demut. 
Und soviel sie auch gaben (immer mehr und 
mehr), es blieb bei den Resten, die man ihnen 
auf den Boden streute, und für die sie voll 
Dank auf die Knie sanken, das Vaterunser 
sprachen und immer weiter und weiter gaben. 
So sahen die Juden aus, die Hilde kannte. 
Und ihr war klar: ein Volk, das sich so er- 
niedrigte, konnte nichts wert sein. Was ihr 
der Vater gelegentlich aus der guten Zeit der 
alten Juden und aus ihrem Familienleben be- 
richtet hatte (als hätte er. es selbst noch mit- 
erlebt, so voller Wärme und dankbarer Er- 
innerung klangen seine Worte), war gewiß wie 
alles andere, was er ihr vom Leben erzählte, 
nur Gestaltungslust und Phantasie gewesen; 
ein Glauben aber, der nicht die Kraft besaß, 
seine Gläubigen gegen Verlockungen zu schüt- 
zen, die in nichts anderem als in der Befriedi- 
gung einer Eitelkeit bestanden, ohne einen auch 
nur in den Augen derer, denen man winselnd 
nachlief, gleichzumachen, ‚konnte auch nicht 
stark genug sein, um einen schwachen Men- 
schen, wie sie’ es war, zu stützen. An eine 
innere Befreiung wagte sie schon gar nicht 
mehr zu denken: 
Wie anders mußte doch der Glaube sein, der 
selbst die freiesten und stärksten Geister mit 
sich -fortgerissen‘ und eine Kunst‘ geschaffen 
hatte, die allein schon zur Weihe stimmte und 
zur Andacht zwang, die alle Herzen, die sich 
256
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.