tätigkeitsfesten, bei Caruso, auf den Bällen, im
Sommer in Sils Maria oder St. Moritz (Merk-
mal III); er ist im Besitz des Roten Adler-
ordens IV. Klasse (Merkmal IV); er gibt seiner
Tochter eine Mitgift von dreihunderttausend
Mark (Merkmal V); sein Sohn ist Jurist, ge-
tauft, Leutnant der Reserve (Merkmal VI); er
ist Mitglied des Kaiserlichen Automobilklubs
und macht am Nachmittag seine Bridge, Skat
oder Francefuß in der Ressource oder im Klub
von Berlin (Merkmal VIJ).
So etwa sah ein lückenloser Beweis des
Herrn Kommerzienrat vom Kurfürstendamm
für seine Zugehörigkeit zu der gesellschaft-
lichen guten Mittelklasse aus. Damit würde sich
auch jede weitere Frage nach den Eigen-
schaften dieses Herrn erübrigen.
Denn, daß er sich den Kommerzienrattitel
für fünfzigtausend Mark kaufte, die er für zwei
Kirchenfenster (ausgerechnet), an denen die
Kaiserin interessiert war, stiftete, sicherte ihm
die Bewunderung seiner Kreise mehr, als wenn
er an dem Zustandekommen eines wichtigen
Handelsvertrages unentgeltlich mitgewirkt hätte.
Denn, daß er im Hause wie in seinem Ge-
schäft skrupellos und voll Willkür schaltete,
Frau und Kinder unterdrückte, mitleidslos den
kleinen Leuten den Hals zuschnürte, wenn’s ihm
nur Gewinn brachte, und bei seinen geschäft-
lichen Manövern immer hart den Zuchthaus-
paragraphen streifte, wissen sie, heißen es ein
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