Ärmster!“ sagte sie, und ihre Augen sahen
freundlich zu ihm hinüber. „Was werden Sie
ausgehalten haben!“ fuhr sie fort. „Sie müssen
das alles nicht so schwer nehmen, Graf. Wen
gibt es, von dem das Leben heute keine Opfer
fordert!“
Ihm wurde schwindlig. Dies Mitgefühl von
dieser Seite! Was denn, wie denn? fragte er
sich und faßte sich an den Kopf. Ja, ich sollte
doch nicht etwa ... er stutzte ... etwa die
Alte ... Unsinn! Sie hat ja einen Mann. Ich
bin schon richtig! Und dann, sie sah ihn for-
schend an:
„Nicht wahr, Sie lieben mich doch?“
Mit einem kühnen Satze, der Hilde erschreckt
in die Höhe fahren ließ, stürzte er ihr zu Füßen.
„Ich kann ohne Sie nicht leben! Ich schwöre
es Ihnen!“
Diese Überschwenglichkeit mißfiel ihr.
„Stehen Sie auf, Graf!“
Er arbeitete sich mühsam in die Höhe; sie
reichte ihm die Hand.
„Ich nehme Ihren Antrag an, aber ich stelle
Ihnen eine Bedingung: bitte, vermeiden Sie,
solange wir nebeneinander leben werden, jedes
Pathos.“
Der Graf wußte durchaus nicht, was sie damit
meinte. Aber er gab ihr sein Ehrenwort und
versprach es.
„Ich würde gern aus Berlin heraus; auf dem
Lande leben — möglichst weit von hier; — aber
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