Sie haben erreicht, was Sie wollten; nun, meine
ich, söllte es genug sein.“ ...
Hilde war so blaß in diesem Augenblick, ihr
Blick so unbeweglich, wie erstarrt stand sie da
und-rührte kein Glied, daß er erschreckt auf
sie zuging, da er ihren Zusammenbruch be-
fürchtete.‘ Aber er hatte nicht den Mut, ‚sie an-
zufassen.
Als wäre plötzlich alles in ihr gestorben, so
leer und kalt klang ihre Stimme, als sie jetzt,
noch immer ohne sich zu rühren, sagte:
„Ich verstehe! — Der Vorfall gestern — ich
kompromittiert — und durch dich — in solchem
Falle — so steht’s ja wohl geschrieben irgend-
wo in der gesellschaftlichen Moral, — ist der
Mann gezwungen, das Mädchen, das er ver-
führte, zu heiraten.“ — Sie quälte sich sehr. —
„Andernfalls: deine gesellschaftliche Position,
— nicht wahr?“ — Sie lachte gequält; dann
schüttelte sie langsam und schwer den Kopf
und sagte: „Ich will dich nicht! Wärest du
glücklich gekommen, dann hätte ich dich ge-
wollt, denn ich fing an, dich zu lieben — wes-
halb, weiß ich nicht — weil du dich um mich
mühtest — und weil‘ ich dir glaubte, — geh’!
Ich will dich nicht!“
Helldorf stand sprachlos da. War das mög-
lich? Er sträubte sich gewaltsam gegen eine
innere Bewegung und kämpfte gegen Verstand
und Herz, die ihn zwingen wollten zu glauben,
was sie sagte; :
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