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I. Teil I.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

und als Mütter bei ihren Kindern. Ich‘ war 
schöner als sie alle, habe Männer und Kinder 
mein genannt, war reich und habe nie. gewußt, 
was Schmerzen und Sorgen sind; :aber ich habe 
auch nie empfunden, was es heißt: glücklich 
sein. Ich habe dahingelebt, ohne zu denken 
und ohne mir Rechenschaft zu geben, was ich 
besitze, was ich mehr habe als andere. Ich 
lasse dir meine Schönheit, wenn du mich e m p- 
finden lehrst.‘“ 
Hier unterbrach er seine Erzählung, der Hilde 
voll Andacht lauschte. Ein trockener Husten 
mit schleimigem Auswurf hinderte ihn am 
Weitersprechen. Hilde war ängstlich um ihn 
bemüht. Schnell änderten sich ihre Mienen, 
die eben noch den Ausdruck reiner Freude 
zeigten. Sie hatte gänzlich im Banne der Er- 
zählung gestanden. Jetzt war ihr ganzes Wesen 
nur noch Hilfsbereitschaft. Ihre Augen suchten 
bald auf dem Tisch und blickten dann ernst 
und traurig umher, als erkannten sie, daß alle 
diese Medikamente doch keine Rettung bringen 
konnten; bald waren sie auf den Kranken ge- 
richtet und bemühten sich dann, voll Hoffnung 
zu scheinen, Aber das Lächeln um ihren Mund 
schien gezwungen. Und so sehr sie sich wehrte: 
schwere, dicke Tropfen fielen aus ihren Augen, 
als sie iBm mit der Hand den Rücken stützte 
und mit der andern ein wollenes Tuch mit 
warmem Wasser um die Brust zu legen suchte. 
Er wehrte ab und sprach mühsam, stoßweis, 
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