und als Mütter bei ihren Kindern. Ich‘ war
schöner als sie alle, habe Männer und Kinder
mein genannt, war reich und habe nie. gewußt,
was Schmerzen und Sorgen sind; :aber ich habe
auch nie empfunden, was es heißt: glücklich
sein. Ich habe dahingelebt, ohne zu denken
und ohne mir Rechenschaft zu geben, was ich
besitze, was ich mehr habe als andere. Ich
lasse dir meine Schönheit, wenn du mich e m p-
finden lehrst.‘“
Hier unterbrach er seine Erzählung, der Hilde
voll Andacht lauschte. Ein trockener Husten
mit schleimigem Auswurf hinderte ihn am
Weitersprechen. Hilde war ängstlich um ihn
bemüht. Schnell änderten sich ihre Mienen,
die eben noch den Ausdruck reiner Freude
zeigten. Sie hatte gänzlich im Banne der Er-
zählung gestanden. Jetzt war ihr ganzes Wesen
nur noch Hilfsbereitschaft. Ihre Augen suchten
bald auf dem Tisch und blickten dann ernst
und traurig umher, als erkannten sie, daß alle
diese Medikamente doch keine Rettung bringen
konnten; bald waren sie auf den Kranken ge-
richtet und bemühten sich dann, voll Hoffnung
zu scheinen, Aber das Lächeln um ihren Mund
schien gezwungen. Und so sehr sie sich wehrte:
schwere, dicke Tropfen fielen aus ihren Augen,
als sie iBm mit der Hand den Rücken stützte
und mit der andern ein wollenes Tuch mit
warmem Wasser um die Brust zu legen suchte.
Er wehrte ab und sprach mühsam, stoßweis,
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