‚Wohl bin ich die mächtigste. Aber wenn du
mir schon die Macht gabst, warum machtest
du mich nicht auch so schön, daß ich meinem
Gatten vor allen andern Frauen gefiele? An-
fangs, da liebte er mich, und seine Zärtlichkeit
war mir mehr wert als alle Macht und aller
Reichtum, die er mir schenkte. Dann aber ließ
seine Sorgfalt nach, und nun vernachlässigt er
mich und buhlt mit den Frauen des Hofes. So
verweine ich meine Nächte, ohne Schlaf zu
finden. Hilf mir, großer Gott, und gib mir seine
Liebe wieder!‘
Gott sprach: ‚Schenkte ich dir nicht Sohn
und Tochter, die stark und schön und der Neid
mancher Mutter sind?“
Sie schüttelte wehmütig den Kopf. ‚Einen
Sohn? Nein! Den habe ich nicht. Wohl
Schenkte ich dem Könige einen Knaben, den
aber nahm er mir früh schon von meinem
Schoße, um ihn das Kriegshandwerk zu lehren.
Kaum daß er Mutter sagen konnte. Aber einen
Sohn? Er ist der Prinz, ich bin die Kö-
nigin. Aber das alles will ich ertragen; denn
all das muß wohl so sein. Aber meine Tochter!
Errette sie!‘
‚Was ist mir ihr? Gibt’s eine Jungfrau im
ganzen Lande, die schöner ist als sie?‘
‚Sie liebt einen Prinzen, vor dessen Bildung
die Weisesten im Reich sich beugen. . Nun
aber verlangt der König und sein Rat, daß sie
in des Reiches Interessen an den Barbarenkönig