Krohn ging ins Schreibzimmer und schrieb:
Hochverehrter Herr Helldorf!
Ich habe Ihnen noch für die Bereitwilligkeit
zu danken, mit der Sie mir Ihr Wort gegeben
haben, durch das ein nach meinem Gefühl wert-
volles Menschenleben vor dem Zusammen-
bruch bewahrt wird.
Ich darf Sie, Herr Helldorf, versichern, daß,
was strenges Geheimnis sein sollte, nicht nur
mir bekannt ist. Weiß man also in unserm
engern Kreis, daß Sie der moralische — dies
Wort an dieser Stelle klingt seltsam — Sieger
dieses Streites sind, so wird man in vollkom-
menster Hochachtung zu würdigen wissen,
wenn Sie, statt sich durch ein neues Opfer
vor dem Verlust der materiellen Seite des
Streits (ideell sind Sie der Sieger) zu retten,
die Wette für verloren gäben.
Die moralische Niederlage des Herrn Freu-
denheim würde dadurch nur eine um so voll-
kommenere.
Als Verfechter des Humors selbst in seiner
gewagtesten Form und als einer der Haupt-
akteure bei der Inszenierung dieser Wette, die
sich in der Theorie so harmlos ausnahm, werde
ich gewiß nicht nach der moralischen Seite hin
übertreiben, wenn ich heute diesen Fleisch-
handel, der Herrn Freudenheim gut anstehen
mag, als Ihrer unwürdig bezeichne.
Je mehr Sie, Herr Helldorf, dieser meiner
Auffassung zuneigen, um so bereitwilliger
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