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I. Teil I.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

Schicksal seines Kindes der Mutter überlassen 
blieb, deren ganzes Leben in Äußerlichkeiten 
dahinging, besonders trostlos. Denn zu gut nur 
wußte er, daß dieser Frau jedes instinktive Ver- 
ständnis für das Gefühlsleben eines Kindes 
fehlte, Das behutsame Nachspüren jeder Be- 
wegung und jeder Veränderung in diesem 
Seelchen, das sich nun der Welt erschloß, das 
Sehnen, jede noch so leise Regung in den 
zarten Blüten zu vernehmen, sie zu begreifen 
und das ganze Wesen auszufüllen mit der 
großen Liebe, die man für es empfindet .... 
diesen einzigen Wunsch jeder guten Mutter 
kannte sie nicht. 
Anders der Vater. Dies blasse Kind ließ in 
ihm die Tage seiner eigenen Kindheit wieder 
erstehen. Das war so gewiß sein Kind, daß er 
es, ohne es je gesehen zu haben, unter tausend 
anderen Kindern mühelos herausgefunden hätte. 
So und nicht anders mußte sein Kind aus- 
sehen, an dem er sein eigenes Elend maß. 
Als kranker Mann hatte er diese Frau, die 
schön und klug war, geheiratet, weil er sie be- 
sitzen wollte, wie er hundert andere vor ihr be- 
sessen hatte. Und sie sah in ihm den reichen 
Mann aus einer der besten Berliner Familien, 
der ihr eine Position schaffen sollte. Und das 
war der Wesenszug ihres Charakters, das Ziel 
ihres Strebens: etwas zu gelten, eine Rolle zu 
spielen in der Gesellschaft. Da sie berechnend 
genug war, ihre Tugend nicht ohne den Preis
	        
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