Schicksal seines Kindes der Mutter überlassen
blieb, deren ganzes Leben in Äußerlichkeiten
dahinging, besonders trostlos. Denn zu gut nur
wußte er, daß dieser Frau jedes instinktive Ver-
ständnis für das Gefühlsleben eines Kindes
fehlte, Das behutsame Nachspüren jeder Be-
wegung und jeder Veränderung in diesem
Seelchen, das sich nun der Welt erschloß, das
Sehnen, jede noch so leise Regung in den
zarten Blüten zu vernehmen, sie zu begreifen
und das ganze Wesen auszufüllen mit der
großen Liebe, die man für es empfindet ....
diesen einzigen Wunsch jeder guten Mutter
kannte sie nicht.
Anders der Vater. Dies blasse Kind ließ in
ihm die Tage seiner eigenen Kindheit wieder
erstehen. Das war so gewiß sein Kind, daß er
es, ohne es je gesehen zu haben, unter tausend
anderen Kindern mühelos herausgefunden hätte.
So und nicht anders mußte sein Kind aus-
sehen, an dem er sein eigenes Elend maß.
Als kranker Mann hatte er diese Frau, die
schön und klug war, geheiratet, weil er sie be-
sitzen wollte, wie er hundert andere vor ihr be-
sessen hatte. Und sie sah in ihm den reichen
Mann aus einer der besten Berliner Familien,
der ihr eine Position schaffen sollte. Und das
war der Wesenszug ihres Charakters, das Ziel
ihres Strebens: etwas zu gelten, eine Rolle zu
spielen in der Gesellschaft. Da sie berechnend
genug war, ihre Tugend nicht ohne den Preis