in einem Briefe an seinen Bruder. Wahrhaftig,
er hatte recht. Ich habe es zwei Monate lang
Abend für Abend vor mir auf dem Tische ge-
habt — ein trunkenes Bild!“
„Wer war Cäcilie ?“ fragte Helldorf, nachdem
er den sehr hohen Kaufpreis entrichtet hatte.
„Eine Märtyrerin. Näheres suche dir in der
römischen Geschichte; es genügt für deine
Zwecke. Ihre Statue von Maderna darfst du
noch kennen. Dann ist es aber übergenug,“
Gern folgte Dr. Feld der Aufforderung des
alten May und blieb, um neu eingegangene
Kunstblätter zu besichtigen. Helldorf verab-
schiedete sich und versprach dem alten May,
über den Eindruck, den das Geschenk machen
würde, zu berichten.
Unterwegs kaufte er noch einige „Studio“-
Bände für die Miß, und als er nach Hause kam,
erwartete ihn Henri bereits an der Tür und
übermittelte ihm die telephonische Bestellung
einer Dame, die unterwegs zu ihm sei und in
wenigen Minuten eintreffen würde.
„Muß man nun nicht bedauern,“ sagte der
alte May, als Helldorf gegangen war, „um was
für Genüsse so ein Mensch kommt?“
„Es ist der alte Jammer; ich versichere Sie,
selbst unsere Akademiker, die ohne Lexikon
den ‚Faust‘ ins Griechische übersetzen und jede
Horazode samt allen Realien im Kopfe haben,
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