tiefen Stellen und doch wie kräftig! Und wie
zart die lichten! Dieser Stich muß die Arbeit
vieler Jahre sein ...“
Dann nahm er ihn in die Höhe wie ein Kind,
das man zum letzten Male vor einer langen
Trennung an sich drückt.
Dr. Feld trat an Helldorf heran, „Wir wollen
ihm den Stich lassen, was meinst du?“
„Ach wat, das is sein Geschäft; der Alte
ist närrisch!“
„Das verstehst du nicht!“ erwiderte ihm Dr.
Feld fast grob. „Das kannst du eben nicht
verstehen! Leider! Sonst würde dich das mehr
rühren als alle deine albernen Liebeshändel.
Und mehr Sinn liegt hier schon, das kannst
du mir glauben, und mehr Schönheit, als alle
deine Frauen miteinander zusammenbringen
können.“ Er wandte sich wieder zu May.
„Machen Sie’s nur nicht wie Francia,“ dabei
legte er voll Teilnahme die Hand auf seine
Schulter, „der.an der Schönheit dieses Bildes
gestorben ist.“
„Weil er sich nicht zutraute, je Ähnliches
fertig zu bekommen. — Ich kann ihn wohl ver-
stehen“, sagte May. „Wer weiß auch, wenn
es Perugino gesehen hätte, ob es ihm nicht
ergangen wäre wie diesem Francia.“
„Jlänzend! Das ist wirksam!“ meinte Hell-
dorf, und schrieb es auf seinen Zettel, und
setzte drei dicke Striche darunter.
„‚Ein trunkenes Bild‘! nennt es Jakob Grimm
42