Hummer auf Helldorfs Teller, goß ihm von
dem Bocksteiner ein und verschwand. Als er
fort war, sagte Dr. Feld:
„Ich verstehe dein Erstaunen ganz und gar
nicht. Es zeigt mir höchstens, daß du ein durch-
aus unkünstlerischer Mensch bist.“
„Ach so!“ sagte Helldorf fast befreit. „Du
meinst also, daß es profan sei, beim Essen über
künstlerische Dinge zu sprechen. Ich hatte es
umgekehrt verstanden, und du wirst mir zu-
geben, daß ich das verrückt finden durfte.“
„Nein, lieber Helldorf, keine Spur. Du hattest
mich durchaus richtig verstanden. Ein Mensch
mit künstlerischen Empfindungen und Ge-
wissen — ihr nennt es wie alles, was ihr als
fortschrittlich bewundert und je nach eurer Bil-
dung mehr oder weniger begreift, ja wohl
Kultur — also sagen wir ein Mensch mit Kul-
tur — natürlich, das ist ja wohl das Schlag-
wort der Gesellschaft, die etwas auf Bildung
hält und die einen derartigen Unfug mit diesem
Worte treibt, daß man es in anständiger Gesell-
Schaft überhaupt nicht mehr anwenden kann.“
Er erregte sich ordentlich und sprach jetzt so
laut, daß Helldorf lächelnd sagte: „Kannen-
berg wird es doch noch hören, wenn du nicht
leiser sprichst.“
„Du hast recht.“ Dr, Feld machte eine kleine
Pause, brach sich ein Stückchen Brot ab, aß
es, trank dann einige Schlucke Wein, wischte
sich den Mund, und fuhr fort:
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