Er frühstückte statt im Klub bei Kannen-
berg, weil er hoffte, dort seinen Freund
Dr. Feld zu treffen, der ihm einiges über
Raffael erzählen sollte. Der würde vielleicht
auch sonst den einen oder andern guten Ge-
danken haben, auf welche nicht aufdringliche
Art er seiner Wohnung ein etwas festtägliches
Gepräge geben könnte.
Er fand ihn vor einem Riesenhummer ä la
Vanderbilt und einer 95er Bocksteiner, und
überzeugte ihn nur schwer, daß die gleichzeitige
Einführung eines Laien in die Kunst Raffaels
den Reiz seiner angenehmen Tätigkeit nur er-
höhen könnte.
Dr. Feld willigte schließlich ein. Doch bat
er Helldorf, nahe an ihn heranzurücken, damit
er nicht gezwungen sei, laut zu sprechen. Denn
es sei einigermaßen genant, in diesem kulina-
rischen Tempel einem Barbaren die Grund-
begriffe Raffaelscher Kunst beizubringen.
„Bist du krank?“ fragte Helldorf erstaunt,
als er sah, daß es ihm tatsächlich ernst mit
seinen Worten war. Er faßte sich an den Kopf.
„Mir passieren heute fortwährend die fabel-
haftesten Geschichten.“ Er erinnerte sich der
Unbefangenheit, mit der. ihm Hilde begegnet
war, und die er beispiellos fand, „und jetzt
dieser neue Blödsinn,“ sagte er kopfschüttelnd;
„am Ende liegt es doch an mir?“
Aber Dr. Feld verzog keine Miene. Auf
seinen Wink legte der Kellner einen halben
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