„Miß, kommen Sie!“
Als der Diener Hilde die Tür zu dem Salon
öffnete, in dem Helldorf wartete, war sie durch-
aus nicht verlegen; sie trat sehr schnell auf ihn
zu, nahm die Hand, die er ihr entgegenstreckte,
und sagte:
„Ich danke Ihnen, daß Sie gekommen sind.“
„Sie danken mir, und dabei wissen Sie ge-
nau, daß ich seit gestern abend keinen andern
Gedanken hatte als diesen.“ Jetzt erst gab er
ihr die Hand frei, nachdem er sie mit einer
Leidenschaft, die nicht einmal echt schien,
länger als Miß es schicklich fand, geküßt hatte.
„Und heute nachmittag? Wir werden uns
sehen?“ Dabei sah er sie fest an, obschon er
die Antwort von der Miß erwartete. Hilde
wandte sich zu ihr:
„Ja, ich denke, Miß hat es mir versprochen.“
Helldorf ging auf die Miß zu, reichte auch
ihr die Hand und dankte.
„Es ist serr unrecht, daß ich es tue. Fräulein
Hilde müßte in die Unterricht zu Raffael.“
„Ich werde es nachholen“, sagte Hilde
schnell.
„Auch schickt es sich nicht.“
„Wenn Sie bei sind, Miß ?“
Mit einem Ernst, der wichtig schien, sagte
Helldorf:
„Ich verstehe Ihren Standpunkt durchaus,
verehrte Miß, obschon er mehr deutsch als
englisch ist. Hier aber“ — und er wurde ge-
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