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I. Teil V.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

der Bewegungen deutlich die Verzerrungen 
ihres Gesichts erkannt, die in immer wach- 
sender Begierde bei ihrem Zusammenbruch 
sie wie ein erotisches Delirium angemutet 
hatten. Als der Sanitätsrat Sörges kam, ging 
die Ohnmacht gerade vorüber. Er fühlte Puls 
und Kopf, verschrieb Umschläge auf Stirn und 
Herz. 
„Nicht der geringste Anlaß zur Beunruhi- 
gung“, sagte er. „Der erste Ball, ich bitte Sie, 
gnädige Frau, es ist bei Ihnen ja auch noch 
nicht allzu lange her“ — sie wehrte ge- 
schmeichelt ab — „viel anders wird es Ihnen 
auch nicht gegangen sein. Vielleicht auch etwas 
zu hastig und zu viel Alkohol, um das Ball- 
fieber schneller zu löschen.“ 
Behr lachte laut. „Richtig, Herr Geheimrat, 
Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen. 
Sie hätten nur sehen sollen, wie sie getanzt 
hat!‘ 
Der Sanitätsrat war sehr befriedigt. „Sagt 
ich’s nicht, meine kleine Patientin, da haben 
wir’s. Ja, ja, man ist nicht umsonst achtund- 
dreißig Jahre lang Hausarzt, um nicht mit 
solchen Dingen Bescheid zu wissen.“ 
Dann nahm er ihre Hand, hielt mit der andern 
ihre Stirn und sah ihr in die Augen: 
„Ganz klar, nicht wahr, mein kleines Fräu- 
lein, jetzt sind wir wieder ganz die alte. Es 
hat ja alles wunderschön geklappt heut abend, 
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