der Bewegungen deutlich die Verzerrungen
ihres Gesichts erkannt, die in immer wach-
sender Begierde bei ihrem Zusammenbruch
sie wie ein erotisches Delirium angemutet
hatten. Als der Sanitätsrat Sörges kam, ging
die Ohnmacht gerade vorüber. Er fühlte Puls
und Kopf, verschrieb Umschläge auf Stirn und
Herz.
„Nicht der geringste Anlaß zur Beunruhi-
gung“, sagte er. „Der erste Ball, ich bitte Sie,
gnädige Frau, es ist bei Ihnen ja auch noch
nicht allzu lange her“ — sie wehrte ge-
schmeichelt ab — „viel anders wird es Ihnen
auch nicht gegangen sein. Vielleicht auch etwas
zu hastig und zu viel Alkohol, um das Ball-
fieber schneller zu löschen.“
Behr lachte laut. „Richtig, Herr Geheimrat,
Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.
Sie hätten nur sehen sollen, wie sie getanzt
hat!‘
Der Sanitätsrat war sehr befriedigt. „Sagt
ich’s nicht, meine kleine Patientin, da haben
wir’s. Ja, ja, man ist nicht umsonst achtund-
dreißig Jahre lang Hausarzt, um nicht mit
solchen Dingen Bescheid zu wissen.“
Dann nahm er ihre Hand, hielt mit der andern
ihre Stirn und sah ihr in die Augen:
„Ganz klar, nicht wahr, mein kleines Fräu-
lein, jetzt sind wir wieder ganz die alte. Es
hat ja alles wunderschön geklappt heut abend,
95