Path:
I. Teil V.

Full text: Wie Hilde Simon mit Gott und dem Teufel kämpfte / Landsberger, Artur (Public Domain)

Die Musik spielte Weisen von Colasse, aber 
Hilde stand unbeweglich. 
„Tanze‘“ rief Frau Traute. 
Sie rührte sich nicht. 
Und Frau Traute schrie laut: „Sarabande !!“ 
Schwermütige Musik setzte ein. Hilde fühlte, 
wie langsam die Starrheit von ihr wich. Ihr 
schlanker Leib dehnte sich, man sah förmlich, 
wie die Haut sich spannte. Als führe ein 
schneidender Schmerz durch all ihre Glieder, 
so streckte sich der schmale Körper. Dann 
fühlte sie, wie ihr das Blut heiß wieder durch 
die Adern schoß. Alle Nerven erwachten, als 
wären sie plötzlich von schwerer Lähmung be- 
freit. Die große Schwermut wich. Ihre Augen 
lebten. Sie begann zu tanzen. Kühn und über- 
mütig! steigerte sie, mit der Sarabande be- 
ginnend bis zur Volte, riß die Dudelsackpfeifer 
mit sich, die immer lärmender und schneller 
wurden. Sie tanzte die wehrende Daphne Chas- 
serians, deren nackte Schönheit begehrend 
mehr als widerstrebend den Liebe bettelnden 
Apoll umflutet. Mänadisch heben und senken 
sich Kopf und Arme; wie in einem Wirbel 
rast sie dahin und erinnert in ihrer akrobatischen 
Kunst an Jules Cherets unvergleichliches Ge- 
mälde „Die Musik“, Doch nur für Augenblicke, 
und auch diese Grenzen sind übersprungen. Es 
folgt die Ekstase. Wie in Schmerzen hebt und 
senkt Hilde sich zur Erde, wirft blitzschnell beide 
Arme in die Höhe, als risse sie ein Kind empor 
3
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.