Die Musik spielte Weisen von Colasse, aber
Hilde stand unbeweglich.
„Tanze‘“ rief Frau Traute.
Sie rührte sich nicht.
Und Frau Traute schrie laut: „Sarabande !!“
Schwermütige Musik setzte ein. Hilde fühlte,
wie langsam die Starrheit von ihr wich. Ihr
schlanker Leib dehnte sich, man sah förmlich,
wie die Haut sich spannte. Als führe ein
schneidender Schmerz durch all ihre Glieder,
so streckte sich der schmale Körper. Dann
fühlte sie, wie ihr das Blut heiß wieder durch
die Adern schoß. Alle Nerven erwachten, als
wären sie plötzlich von schwerer Lähmung be-
freit. Die große Schwermut wich. Ihre Augen
lebten. Sie begann zu tanzen. Kühn und über-
mütig! steigerte sie, mit der Sarabande be-
ginnend bis zur Volte, riß die Dudelsackpfeifer
mit sich, die immer lärmender und schneller
wurden. Sie tanzte die wehrende Daphne Chas-
serians, deren nackte Schönheit begehrend
mehr als widerstrebend den Liebe bettelnden
Apoll umflutet. Mänadisch heben und senken
sich Kopf und Arme; wie in einem Wirbel
rast sie dahin und erinnert in ihrer akrobatischen
Kunst an Jules Cherets unvergleichliches Ge-
mälde „Die Musik“, Doch nur für Augenblicke,
und auch diese Grenzen sind übersprungen. Es
folgt die Ekstase. Wie in Schmerzen hebt und
senkt Hilde sich zur Erde, wirft blitzschnell beide
Arme in die Höhe, als risse sie ein Kind empor
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